REM und der DT 64-Computerklub
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die Computermagazine
des DDR-Rundfunks
Sommer 1986 - In der Redaktion Schulfunk
von Radio DDR II nahm eine Idee Gestalt an. Vor allem für die Einsteiger
in die Computertechnik plante man einen Computerlehrgang im Rundfunk. Doch
gerade bei der Computerei ist das praktische Beispiel entscheidend für
das Begreifen der Thematik. So faßte man den Entschluß, die
Abstrahlung kompletter Computerprogramme über den Sender zu erproben.
Am 16. Oktober 1986 war es dann soweit. Im Rahmen der Sendung "Effektives
Programmieren in BASIC" konnte man das erste Computerprogramm über
die UKW-Frequenzen von Radio DDR II empfangen.
Der Erfolg war eine enorme Hörerresonanz,
die sich in bergeweise eintreffender Hörerpost äußerte.
Man schaltete schnell im Schulfunk. Im Januar 1987 begann Dr. Joachim Baumann
mit der Sendereihe "BASIC - 1 x 1 des Programmierens". Autor dieser über
20 Folgen konzipierten Sendereihe war Prof. Völz. Zur Sendung gab
es ein kostenloses schriftliches Begleitmaterial und später einen
über den Schallplattenfachhandel vertriebenen Kassettenkurs auch für
Atari, Spectrum und C64. i-Punkt jeder Sendung war die Ausstrahlung der
besprochenen BASIC-Programme bzw. der das Erlernen der einzelnen BASIC-Programmierbefehle
unterstützenden Programme.
REM-Moderator, -Redakteur
und Produzent: Dr. Joachim Baumann beim
Zusammenstellen der Bänder
für seine nächste Sendung
Die Nennung der Zahl von 25000 Hörerbriefen
zu dieser Sendereihe befreit mich hier von jedem weiteren Wort zur Hörerresonanz!
Apropros Hörerbriefe. Fast jeder beginnt mit "Werte Redaktion" oder
"Wertes REM-Team... ". Das "Team" ist ein Mann, der Schulfunkredakteur
Dr. Joachim Baumann! Ich lernte ihn als Enthusiasten und großen Verfechter
der Idee, über den Rundfunk eine weite und schnelle Verbreitung von
Computerwissen zu erreichen, kennen. Er und Klaus Fest von Jugendradio
DT 64, der dort die Sendung "Computerklub" produziert, realisieren eine
beispielhafte, senderübergreifende Zusammenarbeit und der Erfolg gibt
ihnen recht.
Noch ein Apropos: Empfang der Sendungen.
Zu Beginn der Ausstrahlungen hatten die Hörer erhebliche Schwierigkeiten
mit dem Einlesen der Programme in ihre Computer. Neben computerspezifischen
Ursachen (z. B. bei den Robotron-Geräten) hatte das auch übertragungstechnische
Ursachen, dieses Gebiet war ja auch für die Studiotechniker der Deutschen
Post Neuland. Durch die zunächst monofone Übertragung auf verschiedenen
Übertragungswegen bis zum Sender (Richtfunk und Kabel) kam es zu Phasenverschiebungen
der zu übertragenden Signale. Später ging man zur Stereoübertragung
über. Dabei enthält der linke Kanal das Computersignal mit vollem
(Studio-) Pegel, der rechte Kanal überträgt das Signal mit -30
dB. So geht man den Phasenverschiebungen auf den Übertragungswegen
zu den Sendern aus dem Wege. Die Techniker des Rundfunks und der Studiotechnik
haben mit Messungen, nächtlichen Prüfsendungen und vielen anderen
technischen Maßnahmen viel unternommen, um den Computerfreunden eine
hohe Übertragungsgüte des Rundfunksignals zu garantieren.
Für den Computerfreund daheim noch
einige Tips von Dr. Baumann, damit jeder sichergehen kann, die empfangenen
Programme in seinen Computer einlesen zu können: "Der Empfänger
sollte auf Monoempfang geschaltet sein und das verwendete Aufzeichnungsgerät
eine Handaussteuerung des Aufnahmepegels erlauben. Handaussteuerung deshalb,
da es sich als günstig erwiesen hat, leicht übersteuert aufzuzeichnen.
Wer trotzdem Probleme hat, sollte den Versuch machen, das Signal für
den Computer am Kopfhörerausgang des Aufzeichnungsgerätes zu
entnehmen. Hier hat man bei den meisten Geräten die Möglichkeit,
sowohl Lautstärke (Pegel) als auch den Klang (max. Höhenanhebung)
regeln zu können. Dies führt dann nahezu immer zum Erfolg. Voraussetzung
ist natürlich eine exakte Tonkopfeinstellung des Recorders!"
Doch zurück zu den weiteren Sendevorhaben
Dr: Baumanns. Er machte sich rechtzeitig Gedanken, wie es nach der ersten
Sendereihe weitergehen sollte. So kam es zur Konzeption und zur Ausstrahlung
des Kurses "BASIC für Fortgeschrittene", wiederum mit Prof. Völz
als Autor. Erfolg? Wie gehabt! So brachte der Sommer 1988 die endgültige
Entscheidung des Senders für ein ständiges Computermagazin, das
ein größeres Interessenspektrum abdecken sollte. Seit Januar
1989 gibt es nun "REM -das Computermagazin" als festen Bestandteil des
Schulfunkprogramms von Radio DDR II. Bei REM gibt es wie im DT 64-Computerclub
Infos, Buchtips, Beantwortung von Hörerfragen, Tools und Spiele als
Programme und seit dem 8. März den Herzenswunsch wohl der meisten
Computerbesitzer (Z 80, U 880), die tiefer in die Hardware und die Softwareentwicklung
einsteigen wollen: einen Maschinenkodelehrgang aus der nun bereits bewährten
Feder von Prof. Völz. Um den nicht überall vorhandenen Assembler
und die Probleme des Umgangs mit ihm zu entgehen, hat Prof. Völz die
Möglichkeit der Verpackung" des Maschinenkodes in die DATA-Zeilen
eines BASIC-Programms gewählt, damit sind lediglich relativ universell
einlesbare BASIC-Programme zu übertragen. Dieser Lehrgang hatte insgesamt
sieben Folgen, auch Jugendradio DT 64 strahlte die Sendefolge jeweils an
den Wochenenden aus.
Die Sendereihe Maschinenkode ist nun Geschichte,
wie geht es weiter bei REM? Das neue, tragende Vorhaben ab September 1989
heißt "BASICODE". Das ist eine BASIC-Programmiervorschrift, die es
erlaubt, BASIC-Programme völlig unabhängig vom Computertyp (unter
Einschaltung eines Übersetzerprogramms), seiner Hardware und seines
BASIC-Dialekts zu entwickeln. BASICODE stammt aus den Niederlanden. Radio
Hilversum strahlt bereits seit vier Jahren wöchentlich Programme in
BASICODE auf UKW und Mittelwelle (!) aus. Mit BASICODE wollte man die Computer
eine Sprache sprechen lehren, mit großem Erfolg, wie sich Dr. Baumann
bei einem Besuch bei Radio Hilversum überzeugen konnte.
Dieses Programmierverfahren bildet nun
auch den Schwerpunkt der REM-Sendungen ab Herbst 1989. Zur Zeit entwickelt
man diverse Übersetzerprogramme für die KC-Reihe, den Z 1013,
den AC 1, die Atari-Computer, die Sinclair- und Commodore-Computer. Damit
wird auch hierzulande ein Austausch von BASIC-Programmen verschiedener
Computertypen möglich sein. Dr. Baumann sucht noch nach Partnern,
die BASICODE-Programme entwickeln. Ein großer Schritt nach vom, wie
ich meine, Dank einem rührigen und engagierten Dr. Baumann! Er freut
sich natürlich über die Riesenresonanz seiner Sendereihen, über
das enge Wechselverhältnis und die gute Rückkopplung zu seinen
Hörern. Er hat bereits einen guten Teil seiner Ziele erreicht, gute
Programme und Grundwissen an die Computerfreunde problemlos zu vermitteln,
mit BASICODE wird dies noch besser möglich sein. Er deutete mir auch
die ihm vorschwebende Perspektive der komplexen Nutzung der Programmausstrahlung
durch den Rundfunk als eine Art "Radiotext" an, partiell bereits bei Jugendradio
DT 64 durch die Ausstrahlung der Hitlisten der Podiumdiskothek praktiziert.
Zukünftig will er sich auch anderen Programmiersprachen wie Forth
und Turbo-Pascal widmen. Was gibt es ihm und Klaus Fest bei Jugendradio
DT 64 mehr zu wünschen als saubere Übertragungsstrecken, weiter
viele Ideen, gute Programme auch von den Hörern, zum Nutzen aller
Computerfreunde!
Zum Abschluß die Sendezeiten beider
Sendungen. Radio DDR II: jeden 2. Mittwoch um 17.00 Uhr im Rahmen des Schulfunkprogramms;
Jugendradio DT 64: Jeden Sonnabend um 15.15 Uhr.
M. Schulz |